Mundstücke [ the never ending Story ]

 

 

Mundstückwahl / oder, Die never ending Story !!

 


Um einen guten Sound auf dem Saxophon zu erzeugen, ist es wichtig, das passende Mundstück zu finden!
Man kann sagen, dass sich die Klangfarbe eines Saxophons, wenn wir den menschlichen Faktor nicht berücksichtigen, aus 20% Blatt, 30% Saxophon und 50% Mundstück zusammensetzt.Da das Mundstück die Schnittstelle zwischen Mensch und Saxophon darstellt, muss dieses beiden Parteien gleichermaßen gerecht werden. Kein ganz einfaches Unterfangen.

 

Zumal der Markt eine nahezu unüberschaubare Anzahl verschiedener Typen zur Verfügung stellt. So, denn mal los, testen testen testen. Hol dir Tips was andere spielen, deren Ton dir gefällt, was widerum nicht heißen soll daß, das Mundstück auch bei deiner Kanne genauso klingt. Jedes Sax ist anders.  Somit wieder testen.

 

Am besten nimm dir noch jemanden mit, der den Sound auch beurteilen kann.  Er hört ihn noch besser während du spielst, da er den vollen Sound den du spielst, von vorne auf die Ohren bekommt. Oder stelle dich direkt vor eine Tür oder noch besser ein Fenster dann wird der Ton sofort reflektiert und du hörst jede einzelne Nuance viel besser.

 

 

 

Mundstück, das heißt im Detail :


Stichwort Bahnöffnung

 

Der Begriff Bahnöffnung bezieht sich auf den Abstand, der zwischen dem Blatt und der Mundstücksspitze besteht.Für diesen Abstand gibt es die unterschiedlichsten Bezeichnungen. Hier kocht jeder Hersteller sein eigenes Süppchen.

 

Es gibt Zahlenbezeichnungen, Buchstabenbezeichnungen, Zahlen mit Sternchen, Buchstaben mit Zahlen usw. Im allgemeinen kann man sagen, dass niedrige Zahlen bzw. die ersten Buchstaben des Alphabets geschlossenere Bahnen bedeuten. Je höher die Zahlen bzw. je weiter die Buchstaben im Alphabet fortschreiten, desto offener ist die Bahn. Bei einigen Herstellern bedeuten Sternchen hinter den Zahlen bzw. Sternchen hinter den Buchstaben Zwischengrößen.


Worin liegt nun der Unterschied zwischen einer offeneren und einer geschlosseneren Bahnöffnung?Bei einer weiten Bahnöffnung hat das Blatt viel Platz zum Schwingen, was dazu führt, dass man lauter spielen kann.  Auch ist der Ton flexibler.  D.h. das man Töne besser ziehen bzw. beugen kann. Auf weiten Bahnöffnungen spielt man vergleichsweise leichtere Blätter. Starke Blätter erfordern in diesem Fall eine enorme Ansatzmuskulatur.

 

Anders verhält es sich bei einer geschlosseneren Bahnöffnung. Hier sind starke Blätter sogar von Nöten. Zu leichte Blätter würden vom Ansatzdruck schnell an der Mundstücksgegenwand kleben. Die Bahnöffnungsgröße steht also in Relation zur Blattstärke.

 

Kleinere Bahnöffnungen klingen aber auch etwas schärfer und direkter. Die Ansprache des Instrumentes verbessert sich gegenüber einer weiten Bahn. Man sagt: >Das Horn geht besser los<

 

John Coltrane bevorzugte kleinere Bahnöffnungen. Er spielte meistens ein Otto-Link, allerdings mit 5er Bahn und 4er Blatt, was ihm unter anderem ermöglichte, in wahrlich atemberaubenden Tempi zu spielen. 

 

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Bahnöffnung zwar einen gewissen Einfluss auf den Klang eines Saxophons hat, aber nicht in erster Linie. Vielmehr geht es darum, den anatomischen Gegebenheiten (Mundhöhle, Ansatzmuskulatur) und den musikalischen Vorstellungen des Saxophonisten gerecht zu werden.


Saxophonmundstücke werden aus den unterschiedlichsten Materialien hergestellt.
Bei Metallmundstücken kommen Messing, Bronze, Stahl oder Speziallegierungen wie z.B. Silverite (Dukoff) zum Einsatz. Für Kunststoffmundstücke verwendet man Kautschuk (hard-rubber, ebonite) oder Plastik. Ein Metallmundstück würde bei exakt gleichen Innenausmaßen und Oberflächenstruktur. ein klein wenig brillanter klingen als ein Kautschukmundstück da es mehr Eigenschwingungen hervorbringt.


Allerdings sollte man die klangliche Eigenschaften der verschiedenen Materialien nicht überbewerten.
Wichtiger ist die Tatsache, dass Metallmundstücke wegen der Härte des Materials äußerlich schlanker gebaut werden können, was bei großen Saxophonen (Tenor, Bariton) von Vorteil sein kann.

 

Der Innenraum eines Mundstücks hat großen Einfluss auf seinen Sound. Unter anderem sind die Größe der Kammer und die Oberflächenstruktur des Einlaufes, der Kammer und des Halses von Bedeutung.

 

Wie kommt es überhaupt zu unterschiedlichen Klangfarben? Wenn wir einen Ton hören, egal, ob er nun von einem Saxophon, einer Gitarre oder von der menschlichen Stimme stammt, nehmen wir neben dem Grundton auch immer eine Reihe von Obertönen wahr.

 

Je nachdem wie deutlich nun einige dieser Obertöne hervorstechen, verändert sich die Klangfarbe eines Tons. Ob wir nun einen Ton als dunkel und warm oder hell und scharf klingend wahrnehmen, hängt von der Verhältnismäßigkeit zwischen Grundton und seinen Obertönen ab.

 

Zurück zu den Mundstücken. Schaut man durch das hintere Ende eines Mundstücks, verschafft man sich einen Überblick von Größe und Beschaffenheit der Kammer. Die Kammer eines Otto-Link-Mundstücks z.B fällt recht groß aus. Einlauf, Kammer, Hals gehen gleitend ineinander über. Ein solches Mundstück produziert einen eher warmen und grundtonigen Sound. Anders dagegen ein Selmer-Mundstück. Das deutlich verringerte Kammervolumen und die daraus resultierenden Abrisskanten zwischen Kammer und Hals erzeugen einen obertonreicheren Sound.

 

Derartige Mundstücke klingen heller. Außerdem verringert sich die Luftaufnahme des Instrumentes, was bedeutet, dass man Töne länger aushalten kann.

 

Wie oben erwähnt, ist aber für den Klang eines Mundstücks auch die Oberflächenstruktur des Innenraums von Bedeutung. Wenn man Dukoff- und ein Lawton- Mundstück miteinander vergleicht, stellt man fest das diese sich in Form und Größen des Innenraums nicht sonderlich voneinander unterscheiden. Obwohl sich diese beiden Mundstücke vom Klangcharakter sehr ähneln (grundtoniger, voller Sound bei relativ hoher Luftaufnahme, vergleichbar mit Otto Link), klingt doch ein Dukoff ein wenig brillanter.

 

Im Gegensatz zu einem Lowton-Mundstück ist das Innere eines Dukoff Mundstückes eher rau. Die Oberflächenstruktur wirkt beinahe porös. Wird nun ein Ton auf diesem Mundstück geblasen und Luft strömt durch das Innere, kommt es zu kleinen Verwirbelungen an der Materialoberfläche. Diese Luftverwirbelungen bewirken, dass der sich bildende Ton in seiner Entstehung geringfügig gestört wird, was dazu führt, dass der Grundton im Verhältnis zu seinen Obertönen etwas schwächer erklingt. Der Sound wird obertonreicher und somit heller und brillanter. Das Innere eines Lowton-Mundstücks ist spiegelglatt poliert. In diesem Mundstück kann sich der Ton nahezu ungehemmt entwickeln. Der Ton erklingt etwas grundtoniger und wärmer.


Störungen im Luftstrom eines Mundstückes bewirken also einen obertonreicheren Sound.
Mit diesem Phänomen kann man auch ganz prima herumexperimentieren. Wenn man mit Hilfe einer Kerze ein Paar Tropfen Wachs auf die Gegenwand seines Mundstücks träufelt, erreicht man dadurch sofort einen helleren Klang.

     

 

Faktor Mensch !

Welches Mundstück soll man sich also anschaffen ?

Wenn du gerade angefangen hast,


und dir zum Beispiel ein Yamaha Saxophon besorgt hast (besser Yanagisawa), dann bist du,
sofern du das Horn neu im Geschäft gekauft hast, jetzt im Besitz eines Yamaha-4c oder 5c-Mundstücks. Damit bist du gut bedient. Zumindest für den Anfang . Das Yamaha 4c ist ein recht anständiges Einsteiger-Mundstück, besser jedoch direkt ein 5er Meyer oder Link (gibts gebraucht recht günstig) . Mit einem 2 1/2 er Blatt, zum Beispiel von Hemke oder Vandoren (Java), spricht es gut an und bringt dich schnell zu einem guten Sound.  Auch andere Hersteller (Vandoren, Yanagisawa, Zinner, Selmer usw.) bieten für Anfänger geeignete Mundstücke an.

 


Solltest du ein gebrauchtes oder sonstwie günstiges Saxophon gekauft haben, wäre im Bedarfsfall genauer zu klären,
ob das dazugehörige Mundstück für dich geeignet ist. Bei gebrauchten Saxophonen wird in der Regel. ein eher ungeliebtes Mundstück dazugelegt. Auch bei koreanischen Billigsaxophonen (die nicht schlecht seien müssen, aber es meist sind) findest du häufig eine äußerst schrottige Erstausstattung vor, die für die Tonne ist.

 


Wenn du schon eine Weile spielst und dich weiter entwickelt hast,

 

welches deinen musikalischen Vorstellungen (Ton, Stilistik) bzw. anatomischen Voraussetzungen (Mundhöhlen- und Unterlippenbeschaffenheit) eher entspricht.

 

Wie man sich vorstellen kann, ist es jetzt nicht mehr ohne weiteres möglich, einen Standart-Tipp abzuliefern. Vielmehr bist du nun selbst gefordert, dich im undurchsichtigen Dschungel der verschiedenen Hersteller und Bahnöffnungen zurecht zu finden. Obwohl man sich auch eine kleine Auswahl an Mundstücken schicken lassen kann (Die beste Lösung Da man in gewohnter Umgebung seinen Sound schon kennt).

 

Man kann auch, einen gut sortierten und kompetenten Händler aufsuchen ( besser weitere Anfahrt in Kauf nehmen und zum wirklichen Fachgeschäft ).  Nimm dein altes Mundstück und eine möglichst große Auswahl an Blättern mit. Es dürfen auch gern ein paar ungeliebte dabei sein.  Zu harte bzw. zu weiche Blätter können sich auf anderen Mundstücken auf einmal als ideal erweisen.  Im Geschäft angekommen solltest du dem Verkäufer erstmal ein paar Informationen geben. Zum Beispiel, welche Saxophonisten deiner klanglichen Vorstellung am ehesten entsprechen bzw. welche Stilistik dich interessiert (wobei nicht immer ein Verkäufer wirklich vom Fach ist, leider, aber er verkauft selten nur Saxophone).

Es kann auch gut sein,  das er fragt welches Saxophon du spielst. Nachdem ihr diese Fragen geklärt habt, wird er dir ein paar Mundstücke rüberschieben, die du dann in Ruhe in seiner Übungskabine ausprobieren kannst.

 

 

Nun nimm dir viel Zeit und keine Hektik !!!

 

In der Kabine würde ich erstmal ein paar Töne mit dem alten Mundstück spielen ( spiele nicht quer Beet, sondern mit allen Kombinationen gleiche Tonfolgen, Stücke sowie Effekte, wie Growlings, Bendings usw ). Das gibt dir die Möglichkeit, wirklich objektiv zu vergleichen und du kannst dir einen ersten Eindruck über jedes einzelne Mundstück verschaffen. Die Schrauberei mit Blattwechsel auf das nächste zu testende Mundstück, ist zwar nervig aber mit identischem Blatt ( Blätter konnen ja so was von variieren, auch wenn sie aus ein und derselben Packung kommen ) weitaus genauer.



Wie ist dein erster Eindruck, gefällt dir der Sound? Klingt es wärmer oder brillanter im Vergleich zum alten Mundstück? Wie verhält sich das neue in allen Lagen ? Ist es ok vom Klang, oder eher etwas zu schrill ? Falls du schon ein paar Toptones (Flageolette-Töne) beherrschst, probiere aus, ob sie auch mit diesem Mundstück gelingen. Was macht das untere Register? Sprechen die tiefen Töne gut an? Wenn nicht, ist vielleicht das Blatt zu hart. Nimm dir ein etwas leichteres und versuche es noch mal.

 

Um die Eigenschaften des neuen Mundstücks noch besser zu beurteilen, solltest du dein altes immer wieder zum Vergleich heranziehen. Sinnvoll wäre auch noch eine Tonleiterübung oder eins deiner Lieblingsstücke anzuspielen, um heraus zu finden, wie sich das Mundstück im normalen praktischen Gebrauch verhält. Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf dem Registerwechsel.Nachdem du das erste Mundstück so ausführlich getestet hast, kannst du dich dem nächsten widmen. Auf diese Weise wirst du schnell sehen, welches Mundstück in die engere Wahl kommt und welches für dich ungeeignet ist. Von Zeit zu Zeit wird sich der gute Verkäufer bei dir blicken lassen und dir evtl. ein paar Alternativvorschläge machen. 

 

Zum Ende werden sich diverse Mundstücke herauskristallisieren, die für dich in Frage kommen.  Es ist manchmal nicht notwendig, dich im Geschäft für eines der in Frage kommenden zu entscheiden, denn es besteht auch die Möglichkeit, deine Auswahl für ein paar Tage, mit nach Hause zu nehmen, um sie dort in Ruhe miteinander zu vergleichen.( nach Vorkasse, bei unversehrter Rückgabe gibts die Differenz zurück)   

 

Spiele die Mundstücke bitte mit Vorsicht und Bißschutz und reinige sie vor der Rückgabe, versteht sich ja wohl von selbst, oder ? Falls du also noch unsicher bist, ist dies sicher die bessere Alternative, bevor du, bis zu ein paar hundert Euros in den Sand setzt. Außerdem gibt dir das die Gelegenheit, die Mundstücke in deiner gewohnten (akustischen) Umgebung zu testen, und wenn du gar nicht mehr weiter weißt, zwischendurch mal entspannen und paar gute Songs hören um den Tonsalat aus der Birne zu bekommen, denn diese Ausprobiererei kann einen echt Kirre machen. 

 


Nach allem, was man hier bis jetzt über Mundstücke erfahren hat, könnte man zu dem Schluss kommen, dass man sich nur das eine oder andere Mundstück zulegen muss, um diesen oder jenen Sound zu erreichen oder womöglich wie der ein oder andere Saxophonist zu klingen. Das ist jedoch absoluter Blödsinn und geht nicht.

Denn, jeder Jeck klingt anders !

 

Das Mundstück spielt im Vergleich zum Spieler und dessen Klangvorstellungen eine eher untergeordnete Rolle. Die Anatomie der Mundhöhle des Spielers und dessen Ansatz, haben einen sehr viel größeren Einfluss auf den Sound eines Saxophons. Dies wird deutlich, wenn man verschiedene Aufnahmen aus unterschiedlichen Zeiträumen eines Saxophonisten miteinander vergleicht.

 

Egal ob zwischenzeitlich andere Mundstücke verwendet wurden, bleibt der Eigensound, die eigene Spielweise und Technik weiterhin deutlich erkennbar. Somit kann ein Mundstück den Eigensound eines Saxophonisten nicht vollkommen umkrempeln, sondern nur bestimmte Klangeigenschaften hervorheben.

 

Also, bleibe du selbst, spiele deinen eigenen Sound und versuche nicht irgendeinen Saxgott zu kopieren. Lerne lediglich von den anderen !

 

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